Buchen/Limbach. Manche möchten mit Gegenständen ein Stückchen Heimat verkaufen, andere müssen sie verlassen, die meisten haben eine und viele suchen sie noch. Sie ist Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Man kann sie schmecken, sehen, fühlen oder über die Musik erleben.
Heimat in seinen vielfältigsten Formen zu erleben, stand am vergangenen Wochenende mit Benefizkonzerten in Buchen und Limbach auf dem Programm des Chores „Maranatha“, der mittlerweile 32 Jahre alt, selbst zur musikalischen Heimat für Sängerinnen und Sänger aus der hiesigen Region und darüber hinaus, unabhängig vom Alter oder der Religion geworden ist.
Am vergangenen Samstag und Sonntag ließen sie ein begeistertes Publikum Heimat in vielen Facetten erleben. Wunderschön illuminiert wurden die Kirchen St. Oswald und St. Valentin zu großen Konzertsälen. Und wäre der Eintritt, wie übrigens bei allen Auftritten von „Maranatha“, nicht frei gewesen, könnte man durchaus von zwei ausverkauften Konzerten sprechen. In Limbach selbst, mussten sich gar viele Besucher mit einem Stehplatz begnügen.
Bgm. Roland Burger hieß in Buchen die Besucher willkommen. Gemeinsam mit David Rauber und Lena Führinger betrachteten sie vor dem ersten Stück in einem Zeitraffer die Geschichte von Buchen, anlässlich deren 1.250 Geburtstag „Maranatha“ zu diesem Konzert eingeladen hatte. In Limbach hieß Ralf Krippner, Vorsitzender vom Kreiskrankenhaus Buchen Förderverein e.V., die Konzertbesucher willkommen.
Mit wunderbaren wie nachdenklichen Worten, führten David Rauber und Lena Führinger durch das Programm in Buchen und Limbach und leiteten so auf das erste Lied „Dein ist die Zeit“ hin, die Gott in seinen Händen hält.
Mit „Heimat“, aus der Feder von Johannes Oerding und Ina Müller präsentierte der Chor deren „Heimatbilder“, die nicht nur für eine Landschaft oder einen bestimmten Ort stehen. Auch Menschen können einem Heimat geben und jeder Mensch wird seine eigene Geschichte von Heimat haben.
Simon Schmeiser, Johannes Brennfleck und Jochen Schwab dirigierten nicht nur abwechselnd den Chor und die Musiker, alle drei haben für die Lieder des Abends teils ganz eigene Arrangements für ihren Chor „Maranatha“ geschrieben.
Landrat Dr. Achim Brötel bereicherte das Konzert in Limbach mit seiner Sicht zur Heimat. In gewohnter Weise, sachlich, humorvoll und ebenso nachdenklich, seine Facetten zu Heimat. Leider verbinden derzeit auch nationalistische Parteien den Begriff Heimat mit einem ganzen Land oder Nation, um andere davon auszugrenzen, so seine kritische Ermahnung.
In seiner Neuinterpretation des Songs „Einer von 80 Millionen“, in dem Max Giesinger eigentlich über eine Liebesbeziehung singt, verarbeitete Rapper MoTrip seine eigene Geschichte als Flüchtling. Nun erzählte „Maranatha“ seine Geschichte und dessen Mühe beim Erarbeiten einer neuen Heimat. David Rauber und Lena Führinger machten dies auch in ihrer ansprechenden Moderation deutlich: „Die erste Heimat bekommen wir als Kind geschenkt, die zweite muss man sich erarbeiten. Beim Rapp während des Stückes, schlüpften Tobias Fertig und Katharina Kögel in die Rolle von MoTrip.
Die Texte für die Moderation stammten wieder aus der Feder von Chormitglied Klaus Baumann, der schon seit Jahren mit der ganzen Familie aus Zellingen am Main bei „Maranatha“ eine weitere musikalische Heimat gefunden hat.
Mit „You are not alone” von der amerikanischen Musikerin Emeli Sandé unter Leitung von Jochen Schwab machte man stimmgewaltig deutlich: Du bist nicht allein, hab keine Angst! Du bist nicht allein – keinesfalls! Dabei beeindruckte Chormitglied Svena Eberle mit ihrem ausdrucksstarken Sologesang.
Zuhause ist für viele da, wo und bei wem das Herz ist, das mit „Home is where my Heart is“ vom Chor gefühlvoll interpretiert wurde.
Auch in Glauben kann man „Heimat“ finden. Lena Führinger und David Rauber machten dies in der Hinführung zum „Psalm 30“ und „Maranatha“ deutlich. Im „Psalm 30“ aus der Feder der ehemaligen Maranatha Sängerin Raphaela Soden und der Musik von Jochen Schwab wird eine dramatische Lebens- und Glaubenskrise beschrieben, in dem der Glaube letztendlich das Klagen in Tanzen verwandelt, welche Bianca Teichmann mit einer wunderbaren Stimme musikalisch umsetzte.
„Maranatha“ – Herr komm, war ein Gebetsruf der Jerusalemer Urgemeinde und wurde für den Chor Name und Programm und letztlich das nächste Lied im Programm.
Mit „Hymn“ präsentierte „Maranatha“ wohl eines der bekanntesten Stücke von „Barcley James Harvest“, dessen Text ungewohnt religiös ist und den Weg zu Gott beschreibt.
In „Seite an Seite“ beschreiben die Komponisten Daniel Flamm, Markus Schlichtherle und Christoph Koterzina, dass Heimat oft auch an der Seite von Menschen, insbesondere in Sozialkontakten, entstehen kann.
Im Zusammenhang mit dem Stück „You’ll never walk alone“, berichteten Dr. med. Harald Genzwürker, Chefarzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin der Neckar-Odenwald-Kliniken und Harald Löffler als Geschäftsführer der Neckar-Odenwald-Kliniken in beide Konzerten von ihrer vielfältigen Arbeit und ihren Bemühungen, kranken Menschen zur Seite zu stehen. Beide nicht nur Persönlichkeiten mit einer großen Verantwortung, sondern auch aktive Sänger von „Maranatha“.
Mit „Bedingungslos“ präsentierte der Chor ein Lied von Sarah Conner. Sie beschreibt dabei, wie das Nest der Kindheit irgendwann zu eng wird und man ausfliegen muss. Konfrontiert mit den Wechselfällen des Lebens, insbesondere mit dem eines geliebten Menschen, spürt man wieder die bedingungslose Liebe und Hingabe, das füreinander da sein, ein Leben lang!
Mit „Pilger sind wir Menschen“, boten die Sänger und Musiker gemeinsam ein imposantes Stück, wie man auch im Vertrauen und dem eigenen Gestalten in Zukunft „Heimat“ finden kann.
Vor dem letzten Lied sprachen in Buchen Dekan Johannes Balbach und in Limbach Gemeindereferentin und Maranatha Sängerin Petra Reiß allen Anwesenden den Segen zu.
„Maranatha“ verabschiedete sich mit seinem „Gott segne dich“ von seinen Gästen. Das Publikum zeigte mit stehendem Applaus seinen Dank für ein außergewöhnliches Konzert, das mit nachdenklichen Texten und der erlebten Begeisterung der mehr als 100 Sängerinnen und Sänger lange in Erinnerung bleiben wird.
Neben Chormitgliedern nahmen selbst Chefarzt Dr. Harald Genzwürker und Landrat Dr. Achim Brötel in Limbach das Spendenkörbchen in die Hand, um für den Kreiskrankenhaus Buchen Förderverein e.V. zu sammeln. In Buchen wird das Spendenergebnis dem Kirchlichen Bauverein St. Oswald zugutekommen.
Chorleiter Jochen Schwab ermutigte alle Besucher in der nächsten Probephase, ab Februar 2024, selbst ein Teil dieser Chorgemeinschaft werden, bevor man mit einer Zugabe die Gäste noch einmal musikalisch beschenkte.
Fotos (Auswahl von Buchen und Limbach): Wolfgang Weniger